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Es vergingen einpaar Wochen zu Hause. Mutti und meine Brüder hatten mich telefonisch immer auf dem Laufenden gehalten, wie es Dir geht. Es war kaum Besserung in Sicht. Zudem hattest Du einen Keim, der sehr resistent war und auf kein Antibiotikum ansprach. Einmal sagte Mutti zu mir, Du würdes ein Sprachmodul eingesetzt bekommen, damit Du sprechen kannst. Sie hatte sich sehr gefreut, als Du versuchtest, zu sprechen. Ich hatte mich auch sehr darüber gefreut, war es doch mein größter Wunsch, mit Dir zu reden. Diesmal fuhren Günther, Timo und ich nach Bielefeld. Inzwischen warst Du von der Intensivstation verlegt worden, Dein Zustand war mittlerweile so stabil, daß Du in ein Überwachungszimmer kamst. Da Du den Keim hattest, mußten wir sterile Sachen anziehen mit Mund- und Kopfschutz etc. Du schautest uns mit großen Augen an, vielleicht hast Du gar nicht richtig erkannt, wer vor Dir steht und dachtest vielleicht sogar, wir wären die Ärzte, weil nun alle gleich aussahen und man niemanden mehr unterscheiden konnte. Lieber Vati, Du warst noch mehr abgemagert und Deine Arme waren voller Blutergüsse von den ganzen Infusionen. Ein paar mal hattest Du auch versucht, durch das Sprachmodul zu sprechen, aber ich hatte nichts verstanden. Mein armer Vati, wie solltest Du das auch können, wenn es Dir keiner beigebracht hatte, wie man dieses Modul richtig anwendet. Ich stand an Deinem Bett und Du schautest mich an. Ich habe mit Dir gesprochen und auf einmal hast Du Deine Hand ausgestreckt, ich hatte sie in meine Hand gelegt und Du hast für einen kurzen Moment gelächelt. Mir liefen die Tränen herunter, ich hatte mich so sehr darüber gefreut. Dieser Moment dauerte aber nur eine kurze Weile, dann schautest Du nur noch an die Decke und hattest noch nicht einmal mitbekommen, als wir das Zimmer verließen. Draußen mußten wir die sterilen Sachen entsorgen und unsere Hände desinfizieren. Eine Glasscheibe trennte mich von Dir und ich schaute noch einmal zu Dir zurück. Du schautest an die Decke und Du wirktest so verloren - es war das letzte Mal, das ich Dich lebend sah.

Wir mußten wieder nach Hause, unsere Pfingstferien waren zu Ende, Timo mußte wieder zur Schule und wir zur Arbeit. Nach einpaar Wochen kamst Du endlich auf die normale Station, aber Du mußtest weiter isoliert liegen, da der Keim immer noch da war. Aber es mußte kaum noch abgesaugt werden und die Schläuche wurden auch immer weniger. Nur die künstliche Ernährung blieb weiterhin, denn zum selbst essen warst Du schon längst zu schwach. Alle Hoffnung wurde jetzt auf die Reha-Klinik gesetzt, sobald der Keim bekämpft war, solltest Du dort hinkommen. Dann würde es auch mit Deinen Beinen aufwärts gehen, sicher würden sie Wassergymnastik und einiges mehr mit Dir machen. Anfang März kamst Du in dieses Krankenhaus und mittlerweile war es der 21. Juni 2005 - Dein Geburtstag. Ich wollte eigentlich zu Deinem Geburtstag kommen. Da ich aber im August eine Woche Urlaub bei Mutti machen wollte, um Dich öfters in der Reha-Klinik besuchen zu können, dachte ich, die paar Wochen warte ich noch und bringe Dir dann ein Geschenk mit. Ich hatte Dir eine Geburtstagskarte geschrieben, Mutti hat sie Dir im Krankenhaus vorgelesen. Heute denke ich, wäre ich doch zu Deinem Geburtstag gekommen, dann hätte ich Dich noch lebend gesehen.